Über das Land
Spanien verändert sich sehr stürmisch. Überall steigen die Anforderungen an den Weinbau, nicht mehr nur Rioja garantiert hochwertige Weine, und in vielen neuen Anbauregionen werden alte Rebsorten wieder zu typischen teroirbetonten Weinen ausgebaut.
Jumilla im heißen Südosten Spaniens ist so eine Gegend, die von einer der großen spanischen Rebsorten geprägt ist: Monastrell.
Schwarz wie die Nacht und hochkonzentriert in allem: ein Aroma von Schokoladenpudding, Kirschkompott und überhaupt eingekochten Früchten, fast ein Hauch von Cassis oder jungem Portwein, Zimt und Kardamom. Der süße Duft passt eigentlich gar nicht zu dem frischen Ton im Mund, mit viel klarer Frucht, Schmelz und saftigen Tanninen. Nach mehreren Schlucken benetzen die Tannine komplett den ganzen Mund, es fühlt sich samtig stoffig an, aber nicht so stumpf wie früher bei den Riojas. Viel reife Kirschfrucht und Schlehe halten sich gut die Waage, kaum schmeckbares Holz, deutliche, saftige Frische mit viel Biss und schöner Säure.
Spanien schmilzt gerne in der Sonne, und wir kennen etliche sonnenverwöhnte Weine, die oft mit Barriquetönen überfrachtet wurden, und trotzdem gilt dieses Land als sichere Quelle leckerer Weine. Aber die sind meist rot. Die Weißen dagegen sind spannend, trotz der vielen Sonne oft sehr säurebetont, und das hängt vor allem von der Gegend ab, aus der sie kommen.
Das Rueda im Nordwesten Madrids, tagsüber von der Sonne gegrillt, nachts aber wie in der Wüste von kalter Luft aufgefrischt, sorgt hiermit für ein extremes Verhältnis tropischer Frucht und ausgeprägter Säure. Da werden uns noch oft prachtvoll frische Weine erfreuen. So zum Beispiel der Verdejo der Bodegas Escudero, ein kraftvoller Wein mit sehr frischem Duft nach Grapefruit, Limette, süßem Apfel und Guave. Beinahe tropische Schwüle geht von diesem Wein aus, und im Mund betört die mineralische Säure, viel Frucht und der herrliche Schmelz, der viel Hitze verträgt. Trinkt ihn meinetwegen in der Sonne bei 35 Grad, der erfrischt immer alle. Seine kräuterige Würze, die strenge Frucht mit Tönen von Ananas und Guave und diese leichte Bitternote erlauben ihn eiskalt zu allen mediterran gewürzten Fischgerichten. Selbst bei Gerichten mit Trüffel kann er mithalten. Diese Rebsorte aus dem Rueda wird noch einige Überraschungen bringen, und das bei oft sehr tiefen Preisen.
Viel Spaß.